Wehrheim (sai), Jan Krebs ist in der Mitgliederversammlung der CDU Wehrheim mit großer Mehrheit zum Nachfolger von Parteivorsitzender Susanne Odenweller gewählt worden, die nach 18 Jahren den Platz für die jüngere Generation freimacht (wir berichteten). Der 25-jährige Wehrheimer ist Gemeindevertreter, Mitglied des Ausschusses für Umwelt, Land- und Forstwirtschaft sowie des Ortsbeirats und außerdem Vorsitzender der JU Wehrheim. Herr Krebs, in der Mitgliederversammlung klang bereits durch, dass Sie neue, frische Ideen haben.
Was wird sich verändern?
Jan Krebs: Es ist ganz normal, dass sich nach so vielen Jahren politischer Mehrheit und in einem bewährten Team gewisse Routinen einschleichen, das ist auf Bundesebene genauso wie auf Kommunalebene. Deshalb ist es gut, dass der neue Vorstand ein gut gemischtes, generationenübergreifendes Team mit neuen Gesichtern ebenso wie mit erfahrenen Kräften ist. Ich will die Parteispitze auch vor allem als Team-Spitze verstanden wissen. Susi Odenweller konnte vieles alleine bewältigen, wie etwa Besuche zu hohen runden Geburtstagen, das hat den übrigen Vorstand entlastet. Aber das kann ich als berufstätiger junger Mensch, der ab und zu auch mal beruflich in Berlin ist, gar nicht leisten. Schon allein deshalb ist es nötig und gut, dass wir mehrere Vorsitzende sind. Es wird also ganz automatisch so werden, dass nicht mehr nur noch eine Person das einzige »Gesicht«, der einzige Repräsentant der Partei ist. Und ich will zukünftig viel mehr die Junge Union einbinden. Sie sind ja auch Vorsitzender der Jungen Union.
Kollidiert das nicht ?
Jan Krebs: Die Junge Union hat immer der »Stachel im Fleisch« zu sein, das ist quasi ihre Aufgabe. In Wehrheim ist sie mit knapp hundert Mitgliedern eine sehr starke und ernst zu nehmende Größe. Und wenn wir die nächste Generation mitnehmen wollen, dann muss sie auch mehr Gehör und Gewicht in der Parteiarbeit bekommen. Daher werde ich bei der kommenden Jahreshauptversammlung der Jungen Union auch nicht mehr für den Vorsitz kandidieren. Mein Stellvertreter Nils Herbach hat seine Kandidatur bereits angekündigt, hier geht es dann also auch geregelt weiter. Ich baue also auf die Junge Union als Aktivposten. Die CDU hat nicht nur auf Bundesebene viele Mitglieder verloren. Auch in Wehrheim sind einige Mitglieder ausgetreten, die dies überwiegend mit Unzufriedenheit im Bund begründet haben.
Wie möchten Sie diesen Trend aufhalten?
Jan Krebs: Ja, durch das Chaos in der Bundes-CDU, vor allem auf personeller Ebene, sind viele Mitglieder in der Basis, also auch bei uns, verunsichert, frustriert und unzufrieden bis genervt. Die Austritte sagen uns das ja. Die gilt es jetzt wieder einzufangen. Hier vertraue ich auch auf Susi Odenweller, die als Mitgliederbeauftragte ins Vorstandsteam gewählt wurde. Sie hat schon in der Vergangenheit viele Neumitglieder für die CDU gewinnen und von der guten Lokalpolitik, für die die CDU steht, überzeugen können. In Wehrheim sind wir mit über 44 Prozent bei der Kommunalwahl zwar nach wie vor die stärkste Kraft, aber wir haben zurzeit auch eine »Ampel« im Parlament. Trotzdem müssen wir uns nicht verstecken und haben ein sehr gutes Programm mit vielen wichtigen Themen. Wir müssen also viel stärker an unserer Außenpräsenz arbeiten, mit den Bürgern auch außerhalb von Wahlkämpfen in den Dialog treten, stärker über die anstehenden Themen informieren und sie dabei integrieren. Man kann keine Politik gegen den Bürgerwillen machen. Ich vertraue darauf, dass wir mit unseren Themen überzeugen können.
Welche Themen wollen Sie nun voranbringen?
Jan Krebs: Alle Zukunftsthemen. Dazu gehört der Ausbau des Glasfasernetzes. Jeder redet von Digitalisierung, aber dafür muss doch erst einmal die Infrastruktur geschaffen werden. Vor allem die Unter nehmen brauchen einen Breitbandausbau, das ist auch ein wichtiger Standortfaktor. Dann müssen wir eine gute Verkehrsinfrastruktur schaffen, um zukunftsfähig zu werden oder zu bleiben. Dazugehört vor allem der S-Bahn-Ausbau. Ich bin, im Gegensatz zur BI »Pro Taunusbahn«, auf jeden Fall dafür. Wir brauchen außerdem eine Wohnraumverdichtung, um ein gesundes Wachstum hinzubekommen und auch jüngeren Menschen eine Wohnung anbieten zu können, um sie im Ort zu halten. Hier sollte die Gestaltungssatzung aufgelockert und ein Weg zwischen Zukunftsfähigkeit und Bewahrung des alten Ortskerns gefunden werden. Und – ebenfalls ganz wichtig – ist die Finanzpolitik. Dass die Gemeinde aktuell in einer solchen Schieflage ist, liegt ja nicht in ihrer Schuld, sondern an den unvorhersehbaren Steuerrückzahlungen an einen großen Gewerbesteuerzahler. Wenn man sich die Haushalte der letzten Jahre anschaut, dann sieht man, dass die CDU mit ihrer Mehrheit im Parlament immer ausgeglichene Haushalte vorgelegt hat

Artikel des Usinger Anzeigers vom 23.11.2021

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