Die Bahnhofstraße ist „die“ Hauptverkehrsader in Wehrheim. Hierüber läuft der aus- und einfließende Berufsverkehr - wozu übrigens auch Radfahrer gehören - von Wehrheim und der nordöstlich liegenden Ortsteile. Fußgänger und Schulkinder kreuzen und zahlreiche Lieferfahrzeuge, die das Gewerbegebiet Süd bedienen oder sich in das nördlich gelegene Gebiet durchkämpfen, nutzen die Straße. Seit einiger Zeit steht fest, dass diese Hauptverkehrsader umgestaltet werden soll. Lärmmessungen hatten hier die höchste Belastung innerhalb des Apfeldorfs ergeben, zudem wird durch die kerzengerade Ausrichtung der Straße von 1,6 Prozent der Verkehrsteilnehmer die Geschwindigkeit deutlich überschritten.

Unterschiedliche Interessen verbinden

Um eine möglichst praxisnahe Umgestaltung vorzunehmen, sollen neben Vertretern der Gemeinde sowie von Hessen Mobil auch andere Interessensgruppen, wie beispielsweise der ADFC, gehört und deren Wünsche möglichst unter einen Hut gebracht werden. Indes: Der Platz ist begrenzt - wie das meistens bei solch gewachsenen Strukturen der Fall ist. Eins zeichnet sich bereits ab: Vermutlich wird keine so schöne Allee, wie sie früher in der Bahnhofstraße zu finden war, entstehen.

Doch wie denken eigentlich die direkten Anwohner der Bahnhofstraße? Welche mögliche Umgestaltung halten sie für notwendig, welche für wünschenswert und was für kompletten Unsinn?

Diese Gedanken hat sich die CDU-Fraktion gemacht und eine Liste mit insgesamt acht Fragen erstellt, die sie den direkten Anwohnern der Bahnhofstraße hat zukommen lassen - immerhin über 90 Haushalte. 44 haben den Fragebogen beantwortet. Einige Fragen ließen sich lediglich mit Ja oder Nein beantworten, andere wiederum ließen abgestufte Antworten zu.

Alle Rückmelder gaben an, gerne in der Bahnhofstraße zu wohnen. Während eine knappe Mehrheit gerne begrünte Inseln auf der Bahnhofstraße sähe, stehen die Anwohner Bäumen etwas kritischer gegenüber: Auf die Frage, ob sie gerne Bäume in der Bahnhofstraße oder vor ihrem Anwesen sehen würden, gaben zwölf Haushalte an, dies sei ihnen sehr wichtig, sechs meinten, dies sei ihnen wichtig. Sieben Haushalte waren unentschieden. Drei Haushalte gaben an, es sei ihnen unwichtig, und 16 gaben an, es sei ihnen sehr unwichtig. Bei der Beantwortung dieser Frage spielte offenbar auch eine Rolle, wer das anfallende Laub wegmacht - Anwohner oder Gemeinde.

Wichtiger waren für Betriebe und Anwohner jedoch die Parkplätze: Zweidrittel der Befragten erachteten die bestehende Anzahl für wichtig. Fahrradwege haben offenbar keine so hohe Priorität: Während neun Haushalte erklärten, ein Radweg sei ihnen sehr wichtig, und sieben, er sei ihnen wichtig, so waren sechs unentschieden. Für elf Haushalte war ein Radweg eher unwichtig und für weitere elf sehr unwichtig.

Der schon häufig geäußerte Wunsch nach einem weiteren Fußgängerüberweg findet im Bereich Ärztehaus/Bäckerei eine deutliche Zustimmung. Mit klarer Mehrheit befürworten die Anwohner der Bahnhofstraße eine Geschwindigkeitsbeschränkung beziehungsweise Verkehrskontrollen.

Der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Teja Müller stellte diese Ergebnisse zusammen mit Norbert Hartmann vor, der die Idee zu dieser Umfrage hatte. „Unser Ziel für die Durchgangsstraßen ist ein Miteinander der verschiedenen Verkehrsteilnehmer ohne relevante Einschränkung der Flusskapazität. Letztlich muss sich ein Kompromiss an den räumlichen Gegebenheiten orientieren“, sagt Müller. Hartmann unterstreicht dies nochmals: „Ein Umbau der Bahnhofstraße zulasten des Kfz-Verkehrs würde in den Stoßzeiten zu Staus und vermehrter Schadstoff- und Lärmbelastung für die Anwohner führen. Eine ausreichende Fahrbahnbreite für landwirtschaftliche Fahrzeuge, Busse und Anlieferverkehr muss ebenso gegeben bleiben wie Parkplätze für die Besucher von Gewerbebetrieben und Anwohner.“ Alle Interessen unter einen Hut zu bekommen, könnte bei einer notwendigen Verkehrsraumbreite von 13,5 Metern auf der Bahnhofstraße eng werden - zumindest wenn noch zusätzliche Radwege installiert werden, die durchgängig zwei mal zwei Meter betragen.

Nicht gegen einen Radweg

Darum schlagen die beiden CDU-Politiker vor, der Empfehlung des Fachbüros R+T aus dem Jahr 2019 zu folgen, wonach im Gesamtkonzept für den Fahrradverkehr die Tangenten Wiesenau und Obernhainer Weg die besseren Alternativen für einen Radweg wären. Sie betonen aber auch, dass die CDU nicht gegen einen Radweg ist.

Auch eine Geschwindigkeitsbegrenzung sehen beide kritisch: „Raserei hat, von Einzelfällen abgesehen, keinen Stellenwert auf der Bahnhofstraße.“ Dieser könne man mit Kontrollen jedoch gut begegnen. „Eine weiterführende Geschwindigkeitsbegrenzung wäre für den schlechteren Fluss des Berufsverkehrs ein Bärendienst an den Anwohnern“, fasst Müller diesen Punkt zusammen. Die CDU-Fraktion habe nun mit einem ersten Beschlussantrag für die nächste Gemeindevertretersitzung reagiert und wolle den Gemeindevorstand beauftragen, alle notwendigen Maßnahmen für die Errichtung eines weiteren Fußgängerüberwegs auf der Bahnhofstraße zu unternehmen

Artikel Taunuszeitung vom 19.04.23

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